Die Photovoltaik ist in den Augen der meisten Menschen eine saubere Angelegenheit. Es werden keine fossile Rohstoffe verbraucht, es gibt keine Feinstaub-Emissionen und auch die CO₂-Bilanz kann sich sehen lassen. Doch die Solar-Wirtschaft hat auch ihre schmutzigen Seiten. Erstens ist die Produktion der Solar-Module nicht so umweltfreundlich wie allgemein angenommen und zweitens kommt nach Ablauf der Lebensdauer der Module, das Problem des Recyclings hinzu. Besonders die Entsorgung der Solar-Module, stellt sowohl den Gesetzgeber als auch die Hersteller vor Probleme.
Warum ist das Recycling der Solar-Module so kompliziert?
Es gibt die verschiedensten Arten von Solar-Modulen. Am gebräuchlichsten im Bereich der Photovoltaik sind Module auf Silizium-Basis. Silizium selbst ist ungiftig und es kann durch Recycling wieder dem Wertstoff-Kreislauf hinzugefügt werden. Für die Wirtschaft hat dies gleich mehrere Vorteile. Zum einen muss die Wirtschaft keine neue und teuren Rohstoffe einkaufen und zum anderen löst sich das Problem der Entsorgung zum Teil selbst und dies auf kostengünstige Art und Weise selbst.
Anders ist die Sachlage bei den so genannten Dünnschicht-Modulen aus, die sich seit einigen Jahren einen immer größer werdenden Anteil am Solar-Markt erobern. Am weitesten verbreitet in diesem Bereich sind die Cadmium-Tellurid-Module (CdTe). In einigen Nischen haben sich auch noch Kupfer-Indium-Diselenid (CIS) oder Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid (CIGS) etabliert. Mit Ausnahme des Kupfers sind alle diese Substanzen sehr giftig, was natürlich besondere Anforderungen an die Entsorgung der Module stellt.
Neben den eben genannten Stoffen kommt auch noch Blei hinzu, das zum Verlöten der Elemente verwendet wird. Die Kombination dieser Elemente stellt hohe Anforderungen an das Recycling beziehungsweise die Entsorgung der Solar-Module.
EG-Richtlinie 2002/96/EG: wer ist für das Recycling der Solar-Module zuständig?
Solar-Module können wegen der Zusammensetzung ihrer Bestandteile nicht einfach in die Entsorgung, zum Beispiel auf eine Deponie gegeben werden. Um diesem Problem zu begegnen wurde am 13. August 2012 die EG-Richtlinie 2002/96/EG, kurz WEEE-Richtlinie (Waste of Electrical and Electronic Equipment) genannt auf den Weg gebracht. Diese besagt, dass 85 Prozent der ausgedienten Solar-Module vom jeweiligen Hersteller oder Importeur eingesammelt und mindestens 80 Prozent einem umweltgerechtem Recycling zugeführt werden müssen. Die Richtlinie besagt auch, dass alle EU-Staaten bis Ende März 2014 diese Vorgaben in ein nationales Gesetz umsetzen müssen.
PV-Cycle: 250 Hersteller und Importeure
Allerdings hatten die Hersteller von Photovoltaik-Anlagen schon im Vorfeld geeignete Recycling-Maßnahmen ergriffen. Dies sogar auf freiwilliger Basis. Zu diesem Zweck wurde die PV-Cycle gegründet (PV = Photovoltaik). Weltweit gehören dieser Vereinigung mehr als 250 Hersteller und Importeure an. Eine Ausnahme stellt der Branchen-Primus Solarworld dar, der sich vehement gegen den Einsatz von Dünnschicht-Modulen ausspricht und diese auch nicht produziert.
Das dicke Ende kommt noch
Bisher war die Wirtschaft kaum mit dem Problem der Entsorgung von Solar-Modulen konfrontiert und für die jeweiligen Unternehmen war dies eher ein Randproblem. Dies ändert sich jedoch in den kommenden Jahren drastisch. Nämlich dann, wenn die Lebensdauer der in den Boom-Jahren Anfang der 1990er-Jahre installierten Solar-Module das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hat. Bis zum Jahr 2020 wird mit einer Gesamtmenge von jährlich 35.000 Tonnen ausgedienter Solar-Module gerechnet.
Die Hersteller von Photovoltaik-Elementen müssen also mit Kosten in Millionen-Höhe rechnen. Für den Endanwender wird die Entsorgung aller Vorrausicht nach kostenfrei bleiben.
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